Freitag, 28. November 2014

About Love

We all know, and we all indeed do agree about it, that children need love. Any agreement is finished when it comes to applying "love" to concrete circumstances, situations, or actions. Not that long ago, people believed in the saying: spare the rod, spoil the child. Which meant: Loving a child should be practised by beating her or him for the "right" reason. Nowadays, almost everybody who hears this will take it as a blatant attempt to rationalize cruelty. That's how things can change!

There were always people who would never have beaten a child, under no circumstances. People who did (or do) so, certainly did not act out of love. But there are a lot of subtle ways of cruelty; and to confuse them with love tells, among other things, that an adult person is not dealing with what there is. Nowadays we can observe more and more people who demand kinds of thinking, foreseeing, responsibility from children where older generations naturally knew these children to be much too young for such expectations. But "knowing" of course, does not mean what many people may think - it's not just using categories for acting by applying them "correctly" to whatever situation there is. Treating our relatives, friends, or any other human beings is always a matter of relation. To apply a category to any situation means to also decide about "what there is"; but relation is a two way road. With regard to children, who are just in the process of developing capacities, we have to realize what a child already can do instead of having an opinion about what she should be able to do. That goes especially for mental and emotional faculties. Loving here means, trusting: children usually know what's right for them, and they will tell, if not forbidden by adults' ignorant, unattentive behavior.

In present-day societies there is a habit of thinking that leads to just the opposite of love: It is the idea that everybody had to adapt to and identify with societal conditions; she who did so would live in reality, he who did not, wouldn't. Too many parents act upon these prejudices without even being aware of it. It is not love forcing our children to do what we think to be right for them. We may know what they will have to deal with as adults, but we surely can't prepare them for anything by making them obey. When things are not right for them, they are not right. Where they are expected to do these anyway (usually in case of school), they may have to - but they shouldn't be forced into putting a false label onto this action. They will much better be able to do what they have to when they are allowed to express their anger about it and not having to consent. We are not the agents of a system the cruelty of which we may long have forgotten. Sometimes children just can't act according to adults' expectations because these are utterly wrong. As parents, we do have to stand for and behind our children. This is love.

Concerning our relations to other people (and anybody else - animals, plants, Nature in general), love is action, not feeling. That means: the love I feel is my private feeling. The person I love is not responsible for this; not for my love, not for any other of my feelings her actions may indeed cause me to feel. Therefore, it is e.g. not right to demand of the one we love not to act in a way that worries us. We all tend to do so when we see someone putting himself in danger (especially a child). But there are two reasons we could be wrong about this: First, our judgment about danger being involved could be a misjudgment; and, second, the hidden assumption, namely that the person in question is not capable of handling any danger, could be utterly wrong. So by asking the loved one not to do what she's up to because of our worrying, we unconsciously tell her that we neither trust her own judgment nor her capability of dealing with whatever situation she might bring herself into.

There is a third point. No one can learn to handle difficult situations by avoiding them. Asking another one for this kind of avoidance so that we feel better is basically an attempt to make him stop growing, although we certainly do not mean that. Besides, we provoke the other one not to ask for our help in case they really need it. They may look after our feelings, but certainly avoid telling what makes us feel worried.

That way, our feeling of love turns into an action that has nothing to do with love. Loving means accepting. It means, not only but especially when it comes to children, letting the other one grow without interfering with the process. What is really important is our attention to recognize when help is being needed or asked for. Our possible fears are ours to deal with. The only way of loving another one is learning to respect their autonomy.

Sonntag, 9. November 2014

Familienplanung und Reproduktionsmedizin

Familienplanung. Ein vertrauter Begriff. Eine Schulfreundin hatte bereits vor dem Abitur eine konkrete Vorstellung davon, wie sie ihre zukünftigen Kinder in ihr zukünftiges Leben integrieren könnte: während des Studiums. Denn danach, so meinte sie, wäre dafür einfach keine Zeit.

Damals gab es allerdings noch keine übermäßige Strukturierung des Studiums wie inzwischen durch Einführung des Bachelor; es war unproblematisch und mit keinerlei bürokratischen Übungen verbunden, einfach ein paar Semester anzuhängen. Weil man Kinder bekam oder überhaupt das Studium selbst finanzieren mußte.

Auffällig war allerdings, daß von uns jungen Frauen viele mit dem Thema Kinderkriegen beschäftigt waren. Von den jungen Männern hingegen hörte man davon nichts. Denen schien es total egal zu sein. Sie machten eher den Eindruck, als wäre Familiengründung etwas, womit ihr zukünftiges Leben rein gar nichts zu tun hätte. Ein eigenartiges Vakuum, das mit der herkömmlichen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern nicht erklärt werden kann, denn die Männer waren durchaus mit Fragen der Berufswahl beschäftigt. Aber der Punkt "Familie" kam eben in ihren Zukunftsentwürfen nicht vor. Ebenso seltsam die Planung meiner Schulfreundin; denn auch die bezog ja einen zukünftigen Vater nur theoretisch ein. Daß so eine Planung von zwei Menschen zu unternehmen wäre, die gemeinsam entscheiden müßten, wann sie Kinder bekommen und unter welchen Umständen, wie sie diese Lebensphase überhaupt organisieren würden; das kam nicht vor.

Mag sein, daß sich das nicht verallgemeinern läßt, zumindest nicht diese extreme Weise der Nichtbefassung. Im Freundeskreis, dessen Mitglieder sich überwiegend auf anderen Schulen befanden, sah es allerdings kaum anders aus. Der Mann, der seine Berufswahl immerhin mit der Idee verknüpfte, von diesem Beruf eine Familie ernähren zu können, hatte Seltenheitswert. Daß sich ein Mann ausdrücklich Kinder wünschte, erinnere ich für einen einzigen Fall; ob es möglicherweise daran lag, daß niemand sich traute, diesen Wunsch zu äußern? Aus Angst, mit der Frage konfrontiert zu werden, ob er sich auch um diese Kinder kümmern, oder dieses (wie die Generation unserer Väter) selbstverständlich seiner (zukünftigen) Frau überlassen wollte? Zumindest in den Köpfen waren die Verhältnisse ein wenig in Aufruhr; die bisherigen Selbstverständlichkeiten wurden nicht mehr unbedingt als solche gesehen.

Familienplanung. Zunächst jedoch Familienverhinderung; erst die Ausbildung, dann den Job, denn angesichts der Scheidungszahlen muß Frau sich selbst ernähren können. Und dann - wird es für viele Frauen langsam eng. Immer öfter immer später, immer öfter dann gar nicht mehr. Was für ein Glück, daß es inzwischen die sogenannte Reproduktionsmedizin gibt. Oder?

Reproduktion. Auf deutsch: Fortpflanzung. Fortpflanzungsmedizin. Wird gebraucht, wenn man es nicht (mehr) von selbst schafft, sich fortzupflanzen. Kinder zu (er-)zeugen. Doch warum eigentlich? Wird dieser Bereich der Medizin gebraucht, um Kinder zu bekommen - oder nicht vielmehr deshalb, weil man nicht bereit ist, sich mit der Tatsache abzufinden, daß man "von selbst" keine bekommt?

Bevor es Reproduktionsmedizin gab, also die allerlängste Zeit der Menschheitsgeschichte, war dies der Normalfall: Wer keine Kinder bekam, der bekam keine. Das tat weh, und man mußte damit zurecht kommen. Inzwischen jedoch müssen wir uns aufgrund der technologischen Möglichkeiten nicht mehr damit abfinden. Und, das ist eine nicht zu unterschätzende Begleiterscheinung dieser Möglichkeiten, wir dürfen es möglicherweise auch nicht mehr.

Reproduktionsmedizinische Behandlungen sind dabei nicht ohne Risiko: Eizellen lassen sich nicht ohne Hormongaben gewinnen, und ein körperlicher Eingriff stellt immer ein Risiko dar. Garantien auf das ersehnte Kind gibt es schon gar nicht. Überzählige Eizellen: ein mit der Methode erkauftes moralisches Problem. Bei der sogenannten In-Vitro-Fertilisation blieb es nicht stehen: Wenn der eigene Körper Samen oder Eizellen nicht in benötigter Menge oder gar nicht produziert, "dürfen" die Keimzellen auch von Spendern stammen. Taugt der eigene Körper nicht für die Schwangerschaft, "darf" es auch der Körper einer anderen Frau sein.

Leihmutterschaft. Eine "Einrichtung", die nur funktioniert, weil es Menschen gibt, die an der herrschenden Ökonomie nicht oder für ihr Leben nicht ausreichend beteiligt werden.

Das alles ist moralisch gesehen äußerst fragwürdig. An die Folgen für die aus solchen künstlich zusammengefügten Kombinationen von Eizelle, Samen, gebährender und sozialer Mutter stammenden Kinder wird nicht gedacht. Was technisch geht, wird umgesetzt. Was technisch nicht geht, ließe sich ja in Zukunft doch noch hinbekommen. Überlegungen bezüglich der Frage, ob man seine derartigen Ideen nicht lieber als gesellschaftlich unsinnig und insofern nicht wünschenswert abhaken sollte, scheinen in dieser Branche (sowie in sonstigen Forschungsbereichen) nicht zu existieren.

Der Wunsch nach einem Kind (oder mehreren) ist das natürlichste auf der Welt. Man war selbst Kind, hatte also die eigenen Eltern und die der anderen Kinder als Beispiel dafür, daß Kinder zu haben, mit Kindern zu leben zum Leben eines Erwachsenen selbstverständlich dazugehört. Der Lauf der Generationen ist genau das, was eine Gemeinschaft von Menschen ausmacht. Man wird geboren, reift heran, hat selbst Kinder, dann Enkelkinder, man stirbt. Was kann selbstverständlicher, normaler, natürlicher sein als Kinder zu kriegen? Nicht: money makes the world go round. Sondern: Ohne Kinder keine Menschheit.

Doch unsere Gesellschaft zentriert ihr Leben nicht um Kinder. Leben und Überleben sind auf eine Weise organisiert, daß Kinder dabei stören. Kinder zu haben, wird für gar nicht wenige Menschen zum (Armuts-)Risiko. Die einen haben mies bezahlte Jobs, mit denen sie Kinder kaum ernähren können. Die anderen haben eine lange Ausbildungszeit, die sie mit Glück gerade selber finanzieren können; an deren Ende steht möglicherweise immerhin ein Job mit gutem Verdienst, allerdings in Vollzeit. Zeit für Kinder haben sie alle nicht. Die einen lassen sie notgedrungen allein, die anderen bezahlen jemand anderes dafür, sich um die Kinder zu kümmern. "Die Wirtschaft" braucht zwar Nachwuchs, aber erst, wenn er älter ist - für das Heranwachsen von Kindern sieht sie sich nicht in der Verantwortung. Im Gegenteil verhalten sich Arbeitgeber feindselig, wenn es um Kinder geht: Frauen, die sich um einen Job bewerben, werden selbstverständlich nach ihrem Kinderwunsch gefragt und im Zweifelsfalle nicht eingestellt; der Mutterschutz wird nur als Kostenfaktor gesehen. Männer, die immer noch als "Haupternährer" ihrer Familie betrachtet werden, sollten auch lieber nicht nach familienfreundlichen Arbeitszeiten fragen - geschweige denn auch nur einen Tag frei nehmen, wenn ihr Kind krank ist. Die Familien sind zu Kleinstfamilien zusammengeschrumpft, Kinder zum Privat-"Besitz" geworden. Die biologischen Eltern sind allein zuständig gemacht, die Folgen für alle Beteiligten dürfen von diesen selbst getragen werden. Kinder werden einer Vielzahl möglicher, dauerhafter sozialer Beziehungen beraubt, biologisch kinderlose Menschen von einem Leben mit Kindern entfremdet.

So eine Gesellschaft dient uns nicht. Wenn unsere dem Lebensunterhalt dienende Arbeit sich der Familie nicht unterordnet, sondern die Prioritäten auf den Kopf stellt, dann müssen diese Prioritäten dringend zurechtgerückt werden. Statt dessen unterwerfen sich alle Beteiligten den herrschenden Verhältnissen und weichen den daraus erwachsenden Problemen aus: Die Männer, die sich nicht mit der Frage der Nachkommenschaft beschäftigen, können sie doch Kinder auch noch im fortgeschrittenen Lebensalter zeugen. Die Frauen, die mit der Zuständigkeit der Männer für Familie nicht rechnen können - nicht mit ihrer Zeit, aber erst recht nicht mehr mit ihrer finanziellen Verantwortung - geben der "Karriere" den Vorrang. Die Arbeitgeber diktieren die Arbeitszeit, und Mütter und Väter lassen ihre Kinder von anderen versorgen. Doch an den Kindern bleibt es hängen. Sie haben nicht die Macht, gegen eine Welt zu protestieren, die ihnen immer weniger Raum gibt und ihren Eltern nicht genügend Kapazitäten für sie läßt (auch emotionaler Art). Sie arrangieren sich. Immer mehr Kinder haben dafür körperliche Beschwerden, von denen frühere Generationen allenfalls im Erwachsenenalter geplagt wurden: Kopfschmerzen, Bauchweh, Schlafstörungen, ein geschwächtes Immunsystem, Depressionen und Angststörungen.

Die Reproduktionsmedizin hilft allenfalls beim Ausweichen. Vor allem gaukelt sie eine Wahlfreiheit vor, die letzten Endes gar nicht besteht - wenn die Kinder später "gemacht" werden, sind auch die Probleme nach hinten verschoben. Probleme, die durch die Organisation einer Gesellschaft verursacht werden, die Menschen nur mehr als Verfügungsmasse für eine Arbeitswelt betrachtet, in der sich einige wenige auf Kosten aller anderen bereichern (und dabei, menschlich gesehen, wohl nicht einmal glücklich sind).

Eine Gesellschaft braucht Kinder. Daher braucht sie jedoch zuallererst Verhältnisse, in denen diese Kinder willkommen sind und selbstverständlich dazugehören, auch und gerade im Alltag. Reproduktionsmedizin nützt höchstens denen, die daran verdienen.