Über diesen Blog

Seit langer Zeit treibt mich die Frage um, warum unsere Gesellschaft so lebens-feindlich ist. Mein Eindruck war, "in den Köpfen" müßte irgendetwas schief laufen; mittels eines Studiums der Philosophie versuchte ich, dem auf den Grund zu gehen. Tatsächlich wurde ich dort nicht fündig, aber immerhin wußte ich nach dem Abschluß einen besseren Weg. Die Aufklärung meiner persönlichen Geschichte brachte mich dabei weiter, einerseits; andererseits hatte ich bereits einiges an Literatur gefunden, die mir dabei half, eine völlig andere Perspektive auf die sogenannte Zivilisation zu gewinnen - insbesondere was das Menschenbild betrifft, auf dem sie aufgebaut ist.

Spätestens seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden vor allem die negativen Auswirkungen industrieller Produktionsprozesse auf die Umwelt offenbar. Die hinter der Verursachung dieser (und ähnlicher) Probleme stehenden Denk- und Handlungsmuster werden jedoch nach wie vor nicht angetastet, sondern man glaubt, die Probleme mit derselben Logik lösen zu können, die sie verursacht hat.

Die industrielle Herstellung von Gütern erzeugt giftige Abfallstoffe, beim Abbau des Ausgangsstoffes, beim Transport, beim Bearbeiten. Sie braucht oftmals viel elektrische Energie. Das Endprodukt ist, in aller Regel, nicht einfach ungiftig biologisch abbaubar, nachdem man es weggeworfen hat. Sobald man nicht mehr umhin kommt, einen Giftstoff als solchen anzuerkennen, versucht man, ihn durch einen anderen Stoff zu ersetzen. Bis sich dieser ebenfalls, vielleicht nur in anderer Hinsicht als giftig herausstellt. Basis bleibt immer die Produktionskette mit dem fertigen Produkt, das angeblich gebraucht wird. Nichts davon wird von den Verantwortlichen je in Frage gestellt. (Ausnahmen davon, wie etwa die Bekleidungsherstellerin Sina Trinkwalder, gibt es bisher zu wenig und/oder sie sind nicht weitgehend genug, um die benötigte Sogwirkung zu entfalten.) Es ist überhaupt nur der beharrlichen Arbeit verschiedener Umweltgruppen zu verdanken, daß die Politik immerhin nicht mehr in der Lage ist, die Probleme völlig unter den Teppich zu kehren.

Insgesamt lassen sich jedoch die diesbezüglichen politischen Rezepte ohne Mühe als Ausweichmanöver erkennen (man denke nur an die berühmten "Selbst-verpflichtungen" der Industrie). Ohne Not wird die Lage weiter verschärft durch internationale Verträge wie Freihandelsabkommen, die uns noch mehr Transport von Gütern aller Art quer über den Erdball bringen werden, also noch mehr Abgasgifte sowie CO2 bedeuten.

Wie konnten Manager von Atomkonzernen, insbesondere nach Tschernobyl, diese Technik weiterbetreiben (und wieso reicht das bisher andauernde "Erlebnis" Fukushima immer noch nicht aus, um sie zu beenden)? Wieso benutzen Menschen selbst angesichts winterlicher Smog- und sommerlicher Ozonwarnungen weiterhin das Auto für ihre täglichen Besorgungen, während alte Menschen, Kinder oder kranke Mitbürger (sowie Sporttreibende) davor gewarnt werden, anstrengende Tätigkeiten im Freien zu verrichten bzw. (im Falle der Kinder) sich überhaupt im Freien aufzuhalten? Warum warten Menschen darauf, daß die Regierung tätig wird, anstatt sich selbst mit ihrem Verhalten an die Lage anzupassen?

Auf die Frage, warum Menschen in ihrem Handeln offensichtliche Tatsachen ignorieren, eine richtige Antwort zu geben, wird entscheidend sein bei der Bewältigung nicht nur der Umweltproblematik. Durch die einseitige Ausrichtung der Politik auf "die Wirtschaft" (sowie die dahinterstehenden Banken) hat die Solidarität in der Gesellschaft weiter abgenommen, während Ressentiment und Feindseligkeit gegenüber mittellosen, kranken, alten Menschen weiter zunehmen; die offiziell organisierte Abwehr von Flüchtlingen bereits an den Grenzen zu Europa trägt zu einer weiteren Erodierung moralischen Verhaltens bei. Auch hierbei wird konsequent die Sachlage außer Acht gelassen. Man redet zynisch von "Wirtschaftsflüchtlingen", während man gleichzeitig dabei ist, über die Ausweitung von eigenen Marktstrukturen die heimischen Märkte dieser vor dem Elend flüchtenden Menschen zu zerstören. Und so weiter, und so fort.

Die Antwort auf ein "warum das alles so geschieht", kann man nicht in den Sachzwängen suchen - denn diese wurden ja durch dieses im Grunde unangepaßte Verhalten erst geschaffen. Daß existierende Sachzwänge nicht ohne Schwierigkeiten zu ändern sind, rechtfertigt nicht, daß man sich ihnen unterwirft. Erst recht läßt sich an der Lage nicht dadurch etwas ändern, daß unsere Regierungen durch immer weitere Gesetze, Verordnungen und internationale Verträge für immer stärkere Verflechtungen und damit letztlich unübersichtliche Abhängigkeiten sorgen, die natürlich noch schwieriger zu vereinfachen sein werden. 

Hier sind, wie ich finde, Persönlichkeitsdefizite am Werk, die wahrscheinlich seit Hunderten von Jahren von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. In diesem Blog versuche ich, dies im Rahmen unterschiedlicher Themen zu erläutern. Nicht jeder Text wird alles enthalten, was zu einem Thema zu sagen wäre - die einzelnen Teile würden zu lang und unübersichtlich werden. Es ist mir außerdem ein Anliegen, offizielle Sprachregelungen, die ich als verdreht ansehe, zu entlarven. Manche Zusammenhänge werden vermutlich nicht auf Anhieb klar, sondern erst in weiteren Essays - die grundsätzliche Problematik, wie ich sie sehe, ist weder einfach noch einfach aufzuschreiben. Ich hoffe, daß sich über die Aufsätze hinweg nach und nach ein verständliches, nachvollziehbares Gesamtbild ergibt.